Was verstehe ich unter IT-Transformation?
IT-Transformation ist ein beflügeltes Wort und wird in der digitalen Welt gerne genannt, ähnlich wie digitaler Wandel oder digitale Transformation. Aber was steckt dahinter? Ich versuche es mit meinen Worten.
Passend dazu war ich am Wochenende im Elektromarkt und kaufte ein neues Gerät für die Arbeit. Ich benötigte noch eine Rechnung für die Buchhaltung und begab mich dazu mit einem Mitarbeiter an ein Serviceterminal. Für die Rechnungsadresse reichte ich ihm meine Visitenkarte, damit er diese einfach abschreiben konnte. Der Mitarbeiter schaut auf meine Visitenkarte und ich ahnte schon, welche Frage jetzt kommt. "Menschenkönner Consulting GmbH, ah. Was machen Sie da?", fragte der Mitarbeiter.
Um es kurz zu halten, sage ich dann meist: "Ich bin IT-Berater". Doch der Mitarbeiter wollte es genauer wissen: "Was machen Sie da mit IT? Und was hat das mit Menschenkönner zu tun?". Nun hatte mich der Mitarbeiter. Er war freundlich und stellt die Frage aufrichtig interessiert.
Also Auftrag war klar: Erkläre einer Person, die nicht im Thema ist, was du machst.
IT-Transformation - einfach erklärt
Meine Antwort: Ich berate Unternehmen bei IT-Transformationen, damit diese strukturiert ablaufen und zum gewünschten Ergebnis führen.
Kurz-gesagt: Eine IT-Transformation ist wie eine Renovierung bloß für die IT von Unternehmen - immer mit dem Ziel besser und fit für die Zukunft zu werden.
Das bedeutet konkret?:
- Alte Technik wird durch neue ersetzt (früher: Wechsel von Schreibmaschine zum PC , heute: Einführung von KI)
- Programme sollen flexibler und kostengünstiger betrieben werden (z.B. Umzug in die Cloud)
- Arbeitsabläufe werden automatisiert (z.B. statt Papier wird mit digitalen Programmen gearbeitet)
- die Sicherheit der IT verbessert (z.B. neue Passwortregeln, 2-Faktor-Authentifizierung)
Aber: Eine IT-Transformation betrifft nicht nur die Technik, sondern auch Menschen. Daher auch der Name "Menschenkönner". Ich stelle mir auch immer die Fragen, wie verändert sich deren Arbeitsalltag durch das Vorhaben? Welche Schulungen sind nötig? Und vieles mehr.
Es geht immer um eine ganzheitliche Betrachtung - Technik UND Mensch.
Für den Mitarbeiter des Elektromarkts klang meine Beschreibung anscheinend schlüssig, denn er erzählte mir von der Einführung des neuen Warenwirtschaftssystems. Er berichtete am Anfang war es mit dem neuen Programm etwas hakelig. Doch die Mitarbeiter bekamen viele Schulungen und jetzt sind sie ganz zufrieden damit. Viele Abläufe gehen schneller und einfacher. Also so wie man sich eine IT-Transformation wünscht.
Treiber von IT-Transformationen
Die Treiber oder Motivationen, warum Unternehmen eine IT-Transformation starten, sind vielfältig. Aus meiner Erfahrung - z.B. bei Banken oder der öffentlichen Verwaltung - sind es vor allem:
- wirtschaftliche Faktoren (z.B. Kosten einsparen, Skalierung von Geschäftsfeldern, Flexibilisierung, usw.)
- gesetzliche Vorgaben (z.B. DORA in der Finanzwirtschaft, NIS2 für kritische Infrastruktur oder OZG in der öffentlichen Verwaltung)
- neue Innovationen oder Technologien (z.B. Nutzung von KI)
Ich denke, diese Faktoren sind auch in anderen Branchen Treiber, um gewohnte Prozesse zu überdenken und neue Abläufe zu etablieren. Somit sein Tun und Handeln als Unternehmen neu auszurichten. Dahinter stehen strategische Ziele: die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, sich an neue Rahmenbedingungen anzupassen und somit langfristig Gewinnen zu ermöglichen bzw. abzusichern. IT-Transformationen dürfen kein Selbstzweck sein, sondern müssen einen strategischen Nutzen für das Unternehmen haben. Auch gesetzliche Vorgaben würde ich dazu zählen, also Wettbewerbsfähigkeit und Bestehen im übergreifenden Sinne zu ermöglichen. Ob die gesetzlichen Vorgaben sinnvoll oder weniger sinnvoll sind, sei mal dahingestellt. Das kommt auf die Vorgabe an.
Als Beispiel: Die KI als technologischer Treiber wird Unternehmen dazu führen, die nächste IT-Transformationen zu starten. Davon bin ich überzeugt. Auf der einen Seite investieren Tech-Unternehmen bereits viel Geld in KI. Doch erste Kritiker spekulieren, ob das eine neue Tech-Blase verursacht. Warum? Weil die Nachfrage aktuell dem Angebot hinterherhinkt. Denn für einige Unternehmen ist der strategische und wirtschaftliche Nutzen von KI noch nicht sichtbar. Und das kann ich nachvollziehen. Ein Sprachmodell ist zwar sinnvoll, doch wenn Prozesse nicht durchgängig digital sind und die KI nicht in die Systeme und Abläufe der Unternehmen eingebettet sind, werden sich die Effizienzgewinne in Grenzen halten. Und somit auch die Bereitschaft der Unternehmen KI einzuführen. Der strategische Nutzen sollte somit im Vordergrund stehen.
Kennzeichen einer IT-Transformation
In der Literatur lassen sich bestimmt viele Kennzeichen für eine IT-Transformation finden, doch ich möchte gerne auf meine Erfahrung eingehen. IT-Transformationen kennzeichnen sich bei mir hauptsächlich wie folgt:
- Viele Vorhaben gleichzeitig - mehr Programm als Projekt
- Komplexe Sachverhalte - keep it simple
- Menschen - es geht um mehr als Technik
Viele IT-Transformationen beschäftigen sich gleichzeitig mit vielen Projekten. Angenommen ich möchte meine Systeme vom eigenen Rechenzentrum in die Cloud umziehen. Ein Teilprojekt beschäftigt sich mit dem Einrichten der Infrastruktur und Schnittstellen, ein weiterer Teil mit dem Umzug der Systeme und ein weiteres Teilprojekt kümmert sich um das Testing & den Rollout in die Organisation. Umso mehr Systeme von den Änderungen betroffen sind, umso komplexer und umfangreicher die Programme. Somit dauern solche Programme meist auch mehrere Jahre und können mehrere Millionen Euro kosten.
Keep-it -simple würde ich mir häufiger wünschen, doch treffe ich in der Regel das Gegenteil an. IT-Landschaften wachsen historisch und werden immer nur erweitertet und maximal ausgereizt. Damit entstehen ebenso Sonderlösungen und komplexe Verzweigungen in den Systemlandschaften, um die Extra-Wünsche der Nutzer zu erfüllen. In einem Transformationsvorhaben kommen diese "Sonderlocken", wieder zum Vorschein. In den Diskussionen konzentrieren sich die Fachabteilungen dann häufiger erstmal auf die Sonderlösungen, als das große Ganze im Blick zu haben. Aus diesem Grund lass ich mich bei IT-Transformationen meist vom 80:20-Prinzip leiten. 80% der Prozesse sollten in der neuen Welt genauso gut oder besser laufen. Ist das erreicht, kümmern wir uns um die weiteren 20%.
Wer denkt, tausche Alt gegen Neu, der hat meist zu kurz gegriffen. Die IT-Transformationen, die nur die Technik im Blick haben, sind (leider) häufig zum Scheitern verurteilt. Egal ob Endgeräte, einzelne Programme, Infrastruktur oder Netzwerk. Früher oder später sind Menschen von den Änderungen betroffen. Wenn die betroffenen Personen im Unternehmen nicht frühzeitig einbezogen werden, informiert und/ oder geschult werden, wird das zu Konflikten und damit zum Scheitern von Vorhaben führen. Also Immer die Faktor Mensch im Blick haben. Lieber einmal zu viel miteinander gesprochen als zu wenig.
Am Ende geht es nicht um Technik allein, sondern um Menschen, Prozesse und die Fähigkeit, sich anzupassen. Um bei dem Beispiel vom Anfang zu bleiben: IT-Transformation ist wie ein Hausumbau. Man kann neue Fenster einbauen, aber wenn die Bewohner nicht wissen, wie sie sie öffnen, bleibt die Luft stickig.
Um zum Abschluss: Wer Lust auf Erfahrungsaustausch und Vernetzung hat, meldet Euch gerne auf LinkedIn.










